Viele Märchen und Milliarden für Dietenbach

Freiburg Dietenbach Großbaustelle
Freiburg Dietenbach Großbaustelle

Viele Märchen und Milliarden für Dietenbach

Am Sonntag haben OB Horn, Baudezernent Haag und die Dietenbach-Chefs Pfau und Breuker wieder die Werbetrommel für das Mrd.-Grab gerührt. Wohlwissend, dass nicht eines der zentralen Versprechen gehalten wird. Der Werbepavillon hat weitere rund 250.000 Euro gekostet. Wie teuer das Fest war, ist nicht bekannt.

Im Pavillon und auf dem ZMF-Gelände am Mundenhof wurden passenderweise im Rahmen des Festes Märchen erzählt, man könnte sarkastisch auch sagen weitere Märchen.

Man scheint offensichtlich große Bedenken zu haben, dass die teuren Grundstücke mit unzähligen Auflagen genügend Interessenten hinterm Ofen vorlocken. Wer zieht schon gerne an den Stadtrand, auf eine derartige von Schnellstraßen umgebene Großbaustelle inkl. Deponie, auf der es noch viele Jahre Baulärm und Dreck anstatt der auf den Visualisierungen gezeigten Lebensqualität gibt, wenn er oder sie Unsummen dafür berappen muss, für die man schneller und in attraktiveren Quartieren etwas findet.

Bis es in Dietenbach Geschäfte, Apotheke, Ärzte, Restaurants, Kitas, Cafes etc. gibt, werden ebenfalls Jahre vergehen.

13 Jahre nach Projektstart befindet sich nicht mal eine Wohnung im Bau. Über 6 Jahre nach dem Bürgerentscheid entlastet der Riesenstadtteil den Wohnungsmarkt nicht, sondern ganz im Gegenteil: Dietenbach absorbiert seit über einem Jahrzehnt erhebliche Planungs-, Bau- und Finanzressourcen, was natürlich zu Lasten anderer Baumaßnahmen, Leistungen, Sanierungen u.v.m. geht.

Frühestens 2030 ist mit ersten beziehbaren Wohnungen zu rechnen, mit wirklich günstigen nie. Denn, wenn man bedenkt, dass selbst die Stadtbau-Wohnungen in Haslach, Weingarten oder im Stühlinger für teils 8000 € pro qm verkauft bzw. dies versucht, kann man sich ausmalen, wie hoch die Preise und folglich auch die Mieten erst in Dietenbach sein werden.

Es herrscht und herrschte nie Mangel an derlei teurem Wohnraum, aber nur dieser entsteht, was reichlich absurd, skandalös und unverantwortlich ist.

Die Durchschnittsmiete in Dietenbach könnte mit 25 €/qm kalt beim 2,5 Fachen der heutigen Mietspiegelmiete liegen, bzw. beim Dreifachen von 2019 (Bürgerentscheid). Das entspricht etwa 400 % der damaligen Stadtbaumiete.

Deshalb wird Dietenbach den Mietspiegel nicht wie versprochen tendenziell senken, sondern signifikant erhöhen. Ein weiteres gebrochenes Versprechen.

Selbst geförderter Wohnraum wird sehr teuer und wohl deutlich über Mietspiegel liegen, über den durchschnittlichen FSB- und Genossenschaftsmieten sowieso. Das war ganz anders versprochen, aber das scheint den OB und die übrigen Verantwortlichen in Rathaus und Gemeinderat nicht zu stören – ein Skandal.

Wie „praktisch“, dass die einzige lokale Tageszeitung in Freiburg offenbar ihre Aufgabe nicht als 4. Gewalt sieht, sondern eher als Rathauspostille. Daran hat sich auch nichts durch die neuen Chefredakteure und die neue Leitung der Lokalredaktion geändert.

Ein tendenziöser Dietenbach-Artikel folgt auf den nächsten. Kritiker werden kleingehalten, Kommentare reihenweise willkürlich zensiert. Seitens diverser Foristen, die von der Redaktion geduldet, überwiegend unter falschem Namen schreiben und enge Verbindungen zu Stadtverwaltung und Gemeinderatsfraktionen unterhalten, werden Fakes verbreitet und Kritiker verhöhnt.

Derweil erklimmen die Kosten für das Wolkenkuckucksheim immer astronomischere Höhen. Der Stadtteil könnte 5 Mrd. € kosten, der Anteil der Stadt inkl. VAG, Badenova und Stadtbau 2 Mrd. was die Verschuldung der Stadt im Konzern schnell Richtung 3 Mrd. hochschnellen lassen dürfte. Das wiederum dürfte dem Regierungspräsidium nicht behagen, denn das hat den aktuellen Haushalt nach langer Prüfung erneut nur unter Auflagen genehmigt und hat die hohe Verschuldung als sehr hohes Risiko bezeichnet.

Das Rechnungsprüfungsamt hat die Verwaltung schon mehrfach für Inkonsistenzen der Rechnungslegung bei Dietenbach kritisiert, aber es wird weitergewurstelt. Ist ja nicht das eigene Geld. Wieviel 100 Mio. bereits den Dietenbach heruntergeflossen sind, verheimlicht man den Bürgern, ganz anders als einst von Martin Horn versprochen.

Als das Großprojekt startete, gab es dafür keine statistische Begründung, denn das Stat. Landesamt ging mittelfristig von einer schrumpfenden Bevölkerung aus. Das Kalkül in Rathaus und Gemeinderat war dies durch den neuen Stadtteil zu verhindern. Man wollte also Menschen nach Freiburg locken und möglichst viele hierhalten.

Die Flüchtlingskrisen um 2015 und ab 2022 (Ukraine) veränderten vorübergehend die Prognosen und die tatsächliche Entwicklung. Aktuell gehen die Prognosen der Statistiker wieder zurück, maßgeblich wegen einer der geringsten Geburtenraten in Baden-Württemberg und dem demografischen Wandel. Erneut fehlt deshalb für Dietenbach jegliche statistische Begründung, was die Herren Horn, Haag & Co. aber nicht vom Weitermachen abhält, egal wie hoch die Risiken und ganz gleich wie wenig Versprochenes realisiert wird.

Derweil wird die Trinkwasserversorgung der Stadt unsicherer, ob die Fernwärmeversorgung wie geplant funktioniert, muss sich auch erst noch zeigen. Ob es genug Interessenten für die extrem teuren Grundstücke in einem Überschwemmungsgebiet gibt, ist fraglich und sehr unwahrscheinlich, weshalb die Sparkasse ja schon lange raus ist.

Die letzte Hitzewelle hat Dietenbach massiv erhitzt, teils war es dort mit 40 Grad am heißesten in der Stadt. Als dort noch Äcker und mehr Wald waren, kühlte Dietenbach die Stadt ab. Damit ist es vorbei. Die Flutrisiken im kartierten Überschwemmungsgebiet, indem eigentlich Bauverbot herrscht und in dem verantwortungsvolle Politiker spätestens nach den schrecklichen Fluten an Ahr und Erft nie bauen würden, sind anhaltend hoch, auch wegen Starkregen, wo Freiburg generell eines der höchsten Risiken in Deutschland aufweist.

Wenn das Kartenhaus eines Tages weggespült wird oder einstürzt, wegen finanzieller Not der Stadt, fehlender Nachfrage wegen hoher Preise oder anderen Gründen, wird man schon Schuldige finden.

Corona, Putin, Trump, Stuttgart, Berlin egal, Hauptsache niemand aus dem Freiburger Rathaus und Gemeinderat, denn die dortigen Protagonisten sind sicher nicht schuld, schließlich sind das immer die anderen. Natürlich wird auch der Medienmonopolist die Hände in Unschuld waschen.

 

Weitere Artikel zu Dietenbach finden Sie in unserem Dossier

https://frimp.de/themen/dietenbach/

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